Marlies Liekfeld-Rapetti

Mein Name ist Marlies Liekfeld-Rapetti. Ich bin 1939 in Königsberg/Preußen geboren, das jetzt Kaliningrad heißt und russisch ist. Ich bin schon als kleines Mädchen, mit sechs Jahren, mit meiner Mutter vor den Russen geflüchtet und wir haben uns in der DDR angesiedelt. Dort bin ich aufgewachsen und mein Vater hat sehr gelitten unter der Stasi. Wir wurden etwas überwacht (das ist noch einmal eine Extrageschichte, warum) und sind dann wieder geflüchtet – über die Luftbrücke in die Bundesrepublik. Da habe ich dann meine Familie gegründet, ich hab geheiratet, ich hab drei Kinder bekommen und habe eine Ausbildung gemacht als medizinisch-technische Assistentin. Ich habe kein Abitur gemacht, habe das absichtlich in der letzten Klasse – das ist bei uns die Oberprima – blockiert, weil ich Medizin studieren sollte. Ich komme aus einer Medizinerfamilie: Großvater, Vater, dann später meine Schwester, mein Schwager – alle sind Mediziner. Mein Vater wollte eigentlich nur, dass ich Medizin studiere. Das war einfach ein krisenfester Beruf. Und damals war es noch so, dass es ein bisschen verpönt war, dieses Künstlertum, das war gleich Bohème und Drogen und alles. Das ist so eine Existenz, die er mir nicht zumuten und auch nicht erlauben wollte.

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»Mein Vater wollte eigentlich nur, dass ich Medizin studiere. Das war einfach ein krisenfester Beruf.«